
LevETFs - 2er oder 3er Hebel ... das ist hier die Frage
Warum sich nur mit 2er Hebel begnügen ? ... es gibt doch auch LevETFs mit Hebel 3!
Ab einem Hebel von 3 wäre ein Totalverlust sowohl im DAX als auch im S&P500 während der Finanzkrise sowie während des Coronacrashs eingetreten!!!!
Auch im Jahr 2022 stürzte der LevETF mit Hebel 3 mit fast -80% empfindlicher ab, als der LevETF mit Hebel 2 mit "nur" ca. -60%. Das könnt ihr hier unter maximaler Drawdown nachvollziehen:
https://extraetf.com/de/etf-comparison?products=FR0010342592-etf,IE00BLRPRL42-etf
Quelle:
https://www.etfs.de/welche-vor-und-nachteile-bringen-gehebelte-etfs-mit/
Und noch etwas ... bei den zweifach gehebelten Varianten findet man tatsächlich wirkliche ETFs, welche ein Sondervermögen darstellen. Bei den dreifach gehebelten Varianten handelt es sich üblicherweise um ETNs bzw. ETPs, welche dann doch wieder ein Emittentenrisiko aufweisen. Das sollte man auch wissen.
Gleichzeitig ergibt sich beim späteren Verkauf auch ein steuerlicher Nachteil für diese dreifach gehebelten ETPs.
Nach dem deutschen Investmentsteuergesetz erhalten ETFs mit mindestens 50% Aktienquote eine Teilfreistellung von 30% auf die Erträge für Privatanleger. Das gilt auch für viele gehebelte ETFs mit Faktor 2, sofern sie als regulärer UCITS-ETF mit ausreichender Aktienquote aufgelegt sind. Diese Voraussetzung erfüllen aber leider ETPs wie z.B. der dreifach-gehebelte WisdomTree nicht. Das sollte man für einen späteren Verkauf auch im Hinterkopf behalten. (Das ist natürlich keine Steuerberatung -ich kann und will keine leisten- es handelt sich lediglich um persönliche Beobachtungen von mir).
Update 1/25:
Hier noch ein kleiner Erfahrungsbericht:
Im Rahmen meines wikifolios (siehe nachfolgend) nahm ich sowohl zweifach als auch dreifach gehebelte LevETFs auf.
Die dreifach gehebelten LevETFs schlossen nahezu gleich bzw. minimal besser als die zweifach gehebelten ab. (Am 05.02.24 erfolgte der Kauf und nicht mal ein Jahr später am 13.01.25 der Verkauf.) Scheinbar haben die Schwankungenverluste den dreifach gehebelten ETFs so zugesetzt, dass sie nicht bzw. kaum besser sein konnten als die zweifach gehebelten LevETFs. 46,7% zu 46,2% und 36,3% zu 32,9 %.
wikifolio Musterdepot - sehr spekulativ - "eine wilde Achterbahnfahrt" - Totalverlustrisiko:
https://www.wikifolio.com/de/de/w/wfcgtf1000
Update 2/25:
Ein sehr gutes Video vom Finanzchemiker mit eigenen von ihm durchgeführten aufwändigen Berechnungen zum Vergleich ungehebelt zu 2fach gehebelt zu 3fach gehebelt : (besonders interessant ab min. 17:50 mit anschließender Grafik)
https://youtu.be/ukAZELpHLqQ?si=59mceExtvLNzIufn
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Hier die für mich wesentlichsten Erkenntnisse aus diesem wirklich sehr guten Video des Finanzchemikers:
Wichtig ist allerdings zu beachten, dass Zahlenmaterial des S&P 500 hochgerechnet wurde und hier noch keine Kosten für den Hebel (von Produkten wie LevETFs oder ETPs) berücksichtigt wurden!
Den zweifachen Hebel kann ich sehr lange halten und müsste keine Angst vor einem Totalverlust haben.
(Der Finanzchemiker hat einen Totalverlust mit einem Minus von mehr als 85% definiert).
Über Zeiträume von 5 bis 20 Jahren liegt die Wahrscheinlichkeit lediglich bei drei bis vier Prozent für einen solchen Einbruch von mehr als 85%. Ab einer Haltedauer von 30 Jahren müssten wir uns keine Sorgen mehr machen, einen Einbruch von mehr als 85% zu erleiden.
Vergleiche Video ab min. 16:38
https://youtu.be/ukAZELpHLqQ?si=hXuoiH2RXJev2jEX
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Video ab 18:46
Ab einer Anlagedauer von 20 Jahren ist der zweifach-gehebelte ETF nur in 6,9% der Fälle schlechter als der ungehebelte normale ETF auf den S&P 500
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Zweifacher Hebel oder dreifacher Hebel (2x vs. 3x)
Video ab 19:25
Über verschiedene Anlagedauern betrachtet 1,5,10,15, 20 Jahre:
In 40% der Fälle war der dreifache Hebel schlechter als der zweifache Hebel.
Ich habe also salopp gesagt eigentlich nur eine Art fifty-fifty Chance, dass ich mit meinem dreifachen Hebel tatsächlich erfolgreicher bin.
(Erst ab 30 Jahren Anlagedauer ändert sich dies maßgeblich, dann wäre nur noch in ca. 12% der Fälle der dreifache Hebel schlechter als der zweifache gewesen).
Für das eigene Kind könnte es also Sinn machen, eine kleine Mini-Position mit dreifachem Hebel in den S&P 500 oder auch den Nasdaq 100 zu investieren und einfach liegen zu lassen. (Das größere Problem könnte eventuell sein, ob der entsprechende ETP dann noch aufgelegt wird oder zwischenzeitlich vom Markt genommen wird)
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Ein weiteres interessantes Video das verschiedene weltweite Indizes betrachtet und hier verglichen hat, ob ungehebelt oder Hebel zwei, drei oder gar vier besser war. Hier wurde allerdings nur ein Anfangsinvestionszeitpunkt betrachtet, welcher dann buy and holdmäßig einfach durchgehalten wurde.
Ab Minute 16:05 könnt ihr euch die verschiedenen Grafiken ansehen.
https://youtu.be/--fjfL0lk0I?si=iMDpQsvsB2g5CGeE
Vom Ergebnis her war in den allermeisten Fällen der zweifache Hebel die beste Wahl.
Die gleiche Studie hat auch der Finanzchemiker entdeckt und in dem nachfolgenden Video ab min. 14:30 aufgearbeitet.:
https://youtu.be/I3pHCtogrG8?si=AJr2EUX22B6cdzIY
Natürlich kommt auch er zum Ergebnis, dass in den allermeisten Fällen der zweifache Hebel die beste Wahl gewesen wäre.
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Warum performt der dreifach gehebelte ETF nicht besser?
Oft ist es schwer nachzuvollziehen, wieso ein dreifacher Hebel nicht besser performt … intuitiv würden wir hier mehr unterstellen.
Da sind einerseits die höheren Schwankungsverluste (durch den höheren Hebel tauchen wir mehr ab, und diesen stärkeren drawdown müssen wir erst mal wieder aufholen) Ein drawdown von 60% (2x) ist natürlich leichter wieder aufzuholen als ein drawdown von 80% (3x). Und das gilt natürlich auch für weniger extreme Marktphasen mit nicht ganz so heftigen drawdowns.
Dann kommen noch höhere Kosten zum Tragen, die auch erstmal wieder verdient werden müssen [das sind eine etwas höhere TER p.a. (z. B. 0,75% statt 0,50%) aber insbesondere auch deutlich höhere Kosten für den Kredit für den im Finanzprodukt enthaltenen Fremdkapitalanteil]
Eine sehr hilfreiche Tabelle, die das gut verdeutlicht, habe ich im nachfolgenden Video von Finanzpilot ab min. 9:44 entdeckt:
Als weiterer Einflussfaktor wurde hier eine Volatilität von 18 unterstellt. (Das ist eigentlich ein ganz üblicher Wert, der in normalen Börsenphasen immer wieder so vorkommt).
https://youtu.be/EvIm2JqVi8o?si=2UF4bSHJhwrcxiry
Interessant finde ich hierbei, dass bei einer Performance von 6,54% im Gesamtmarkt (also im S&P500 ungehebelt) sowohl der zweifach als auch der dreifach gehebelte jeweils 9,88% erzielen, also gleichauf liegen. (Bei einer Performance von unter 6,54% im Gesamtmarkt war der dreifach gehebelte immer schlechter -teilweise erheblich- als der zweifach gehebelte).
Erst bei einer Performance im Gesamtmarkt von 8% erzielt der dreifache Hebel mit 14,51% mehr als der zweifache Hebel mit 12,92%. Aber wie ihr seht, ist der Unterschied enttäuschend gering und steht aus meiner Sicht in keiner Relation zum eingegangenen höheren Risiko beim dreifachen Hebel.
Die wirkliche Magie entfaltet sich erst bei sehr starken Jahren. Wenn der Gesamtmarkt 14% pro Jahr zulegt, erst dann entwickelt sich der dreifache Hebel so wie wir es eigentlich grundsätzlich intuitiv unterstellen würden.
Er hängt mit 34,85% den zweifach gehebelten mit 25,81% klar ab.
Das Resümee, das sich hieraus ergibt, habe ich ja schon mehrfach an anderer Stelle herausgearbeitet und auch durch praktische Beispiele und Erfahrungen von mir (mit Echtgeld und Musterdepots) untermauert.
F A Z I T :
In den meisten Fällen ist es sinnvoller, nur die zweifach gehebelte Variante anzuwenden. Das Chancen-Risiko-Verhältnis ist einfach viel überzeugender.
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Vergleich konkreter Produkte (ETFs, ETPs) mit 2er und 3er Hebel:
Vergleich des "Heiligen Amumbo" mit Nasdaq100 2x und 3x gehebelt:
https://extraetf.com/de/etf-comparison?products=FR0010755611-etf,FR0010342592-etf,IE00BLRPRL42-etf
Neben der reinen Performance-Betrachtung ist hier besonders interessant, wie hoch die erzielte Performance im Vergleich zum eingegangenen Risiko ist. Hier sticht der sogenannte "Heilige Amumbo" mit einer Sharpe Ratio von 1,32 hervor. Der zweifach-gehebelte Nasdaq100 liegt bei 0,75. Der dreifach gehebelte Nasdaq100 bei 0,46.
Hier habe ich zum Vergleich noch den ungehebelten Nasdaq 100 eingefügt:
Interessant ist bei der nachfolgenden Betrachtung besonders der Vergleich zwischen dem "Heiligen Amumbo" und dem dreifach gehebelten ETF auf den S&P500:
Hier zeigt sich eindeutig, dass es keinen Grund gibt, das deutlich höhere Risiko das dreifach gehebelten ETFs auf den S&P 500 einzugehen. Der heilige Amumbo erreicht eine bessere Performance in fast allen Zeiträumen und weist darüber hinaus eine sharpe ratio von 1,32 gegenüber 1,0 auf. Aus diesen Zweikampf geht der heilige Amumbo eindeutig als Sieger hervor.
Interessant ist bei der nachfolgenden Betrachtung besonders der Vergleich zwischen dem "Heiligen Amumbo" und dem zweifach gehebelten ETF auf den S&P500:
Auch wenn die Volatilität beim zweifach-gehebelten ETF auf den S&P 500 etwas geringer ist als beim heiligen Amumbo, erzielt der heilige Amumbo in allen Zeiträumen eine bessere Performance. Auch das eingegangene Risiko im Verhältnis zum Ertrag ist beim heiligen Amumbo mit 1,32 zu 1,1 besser.
Fazit:
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich weder die zweifach noch die dreifach geebelte Variante auf den S&P500 lohnt. Hier gibt es mit dem heiligen Amumbo (zweifach gehebelte Variante auf den MSCI USA) eine deutlich bessere Möglichkeit, wenn man moderat gehebelt in den Markt gehen möchte.