Deep Dive Kennzahlen: PEG oder PEGY

 

Es gibt ja eine Reihe sogenannter einfacher Value-Kennzahlen wie z.B. KUV, KBV, KCV und natürlich das allseits beliebte KGV.

 

Für mich ist die reine Betrachtung des KGVs aber wenig aussagekräftig. Es muss schon noch eine Aussage über das Gewinnwachstum hinzutreten, um wirklich beurteilen zu können, ob ein Unternehmen eher günstig oder eher teuer ist. 

 

Nehmen wir an, wir hätten zwei Markenartikelhersteller, welche beide jeweils mit KGV 20 bewertet sind. Dann macht es doch einen großen Unterschied, ob das erwartete Gewinnwachstum bei 10% pro Jahr oder bei 5 % pro Jahr liegt. 

 

Und hier kommt das von Peter Lynch oft verwendete PEG ins Spiel.

Erstes Unternehmen:

KGV 20 geteilt durch erwartetes Gewinnwachstum von 10 % = PEG 2,0 

Zweites Unternehmen:

KGV 20 geteilt durch erwartetes Gewinnwachstum von 5% = PEG 4,0

 

Das erste Unternehmen mit PEG 2,0 wäre für mich rein von der Bewertung her kaufenswert, das zweite Unternehmen mit PEG 4,0 definitiv zu teuer. 

(Hardcore-PEG-Anwender wollen üblicherweise ein PEG von maximal 1,0 sehen. Ich persönlich halte nach jahrelanger Erfahrung mit dieser Kennzahl einen Maximalwert von 2,5 für in Ordnung. Höhere Werte sind mir dann definitiv aber auch bewertungstechnisch zu teuer.

Zur Einordnung: Mir reicht es allerdings auch zu einem fairen Wert zu kaufen, während die Hardcore-PEG-Anwender eine Unterbewertung suchen und diese dann in einem PEG von 1,0 und weniger erkennen.)

 

Am obigen Beispiel kann man sehr schön sehen, warum ich die Auffassung vertrete, dass das KGV (im obigen Beispiel von 20) isoliert betrachtet mir keine ausreichende Information liefern kann.

 

Ich würde sogar so weit gehen, wenn ich nur eine einfache Value-Kennziffer unter allen betrachten dürfte, das PEG auszuwählen.

 

Der bekannte Manager des Magellan Fonds Peter Lynch hat das PEG auch sehr häufig zum Einsatz gebracht. 

 

Erst kürzlich wurde ich durch ein amerikanisches Video darauf aufmerksam, dass Lynch das PEG auch abgewandelt hat in das sog. “PEGY”.

Peter Lynch hat in seinen praktischen Analysen und im Fondsmanagement vor allem das klassische PEG-Ratio als zentrales Bewertungsinstrument verwendet, um günstige Wachstumstitel zu identifizieren. Das PEGY wurde von Lynch als Ergänzung entwickelt, um dividendenstarke, reifere Unternehmen besser einschätzen zu können.

 

 

 

PEGY - Schaupp mal wieder auf Lynchs Spuren:

Peter Lynch, einer der erfolgreichsten Fondsmanager der Geschichte, entwickelte das PEGY (Price/Earnings to Growth and Dividend Yield) als Erweiterung der bekannten PEG-Kennzahl, um eine ganzheitlichere Bewertung von Aktien zu ermöglichen.

 

Das klassische PEG setzt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ins Verhältnis zum erwarteten Gewinnwachstum und bewertet Aktien mit einem PEG unter 1 als unterbewertet. Dabei liegt der Fokus auf Wachstum und Bewertung.

 

Lynch erkannte jedoch, dass diese Betrachtung bei dividendenstarken Unternehmen zu kurz greift, da laufende Dividendenzahlungen einen wichtigen Ertragsanteil für den Anleger darstellen. Daher ergänzte er das PEG um die Dividendenrendite, um das gesamte Ertragsprofil – also Wachstum plus Dividenden – in den Nenner einzubeziehen.

 

Das PEGY führt somit Gewinnwachstum und Dividendenrendite zusammen und ermöglicht es, sowohl Wachstumsaktien ohne oder mit niedriger Dividende als auch dividendenstarke Werte fairer und vergleichbarer zu bewerten. Ein PEGY unter 1 signalisiert nach Lynchs Philosophie eine attraktive Aktie, die Wachstum und laufende Erträge zu einem angemessenen Preis bietet.

 

Dieses Bewertungsmodell entspricht Lynchs GARP-Philosophie („Growth at a Reasonable Price“), bei der es darum geht, Aktien mit gesundem Gewinnwachstum und vernünftiger Bewertung inklusive gewisser Dividenden als Investmentfavoriten auszuwählen. 

 

Vergleichsberechnung PEG und PEGY:

Führen wir zum besseren Verständnis mal eine praktische Vergleichsberechnung mit einem meiner Lieblingswerte aus meinem Dividenden Depot durch.

Für McDonald's basieren wir die Berechnung von PEG und PEGY auf folgenden Kennzahlen:

Gewinnwachstum: ca. 9,65% p.a. (2024 auf 2025)

KGV (2025): 26,86

Dividendenrendite: ca. 2% (laut Prognose, Dividende ca. 7,16 $ bei Gewinn 12,28 $ p.a.)

 

PEG:

26,86

9,65         = 2,78

 

PEGY:

26,86

(9,65 + 2) = 2,31

 

 

Interpretation

Das klassische PEG von etwa 2,78 zeigt, dass McDonald's im Verhältnis zu seinem Gewinnwachstum moderat bewertet ist.

 

Das niedrigere PEGY von ca. 2,31 berücksichtigt zusätzlich die Dividendenrendite, wodurch die Bewertung günstiger erscheint, da die laufende Dividende als zusätzlicher Wertfaktor betrachtet wird.

 

Damit liefert das PEGY eine etwas differenziertere Ansicht, weil es das Ertragsprofil für Aktionäre aus Dividenden plus Wachstum ergänzt.

 

 

Im Fall von McDonald's zeigt sich genau der entscheidende Unterschied:

 

Nach klassischem PEG (~2,78) läge McDonald's über meiner Kaufgrenze von 2,5 und wäre für mich somit eher zu teuer.

 

Nach PEGY (~2,31) liegt McDonald's unter dieser Grenze und wäre somit aus meiner Sicht noch kaufenswert.

 

Das PEGY reflektiert realistischer das zusätzliche Einkommen durch die Dividenden, was den Unternehmenswert und die Attraktivität für dividendenorientierte Anleger erhöht. 

Deshalb kann eine Aktie wie McDonald's, die zwar moderates Gewinnwachstum, aber eine stabile Dividende hat, nach PEGY besser abschneiden.

 

 

 

 

Anwendung von PEG und PEGY in der Praxis:

In den USA ist die Mehrzahl der professionellen Anleger und Fondsmanager vor allem mit der Kennzahl PEG (Price/Earnings to Growth Ratio) vertraut und nutzt diese auch oft als wichtiges Bewertungskriterium, insbesondere bei Wachstumsaktien. Das klassische PEG ist eine seit Jahrzehnten etablierte, breit akzeptierte Kennzahl zur Einschätzung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses im Verhältnis zum Gewinnwachstum.

 

Das PEGY als erweiterte Kennzahl, die auch die Dividendenrendite mit einbezieht, ist weniger verbreitet und gilt eher als ergänzendes Analysewerkzeug, das insbesondere für dividendenorientierte Investoren und Value-Strategien interessant ist. Es wird von professionellen Anlegern nicht ganz so standardmäßig genutzt wie das PEG, ist aber in der Praxis auch bekannt und kommt in spezialisierten Analysen vor.

 

 

 

Mein persönliches Fazit:

Praktisch ist das PEGY eine sehr gute Möglichkeit, Wachstumsunternehmen und dividendenstarke Unternehmen vergleichbar zu machen. Die Kennzahl kombiniert das erwartete Gewinnwachstum mit der Dividendenrendite im Nenner, wodurch beide Ertragsquellen – Kurswachstum und laufende Dividendenzahlungen – als Gesamtertrag berücksichtigt werden.

 

Dadurch kann man Unternehmen mit hohem Wachstum, aber ohne Dividende, ebenso bewerten wie Unternehmen mit niedrigem Wachstum, aber stabilen Dividenden. Das ist für Anleger wie mich besonders nützlich, die ein ausgewogenes Portfolio aus Wachstums- und Dividendenaktien erstellen möchten.

 

Diese Herangehensweise hilft, eine einheitliche Kauf- oder Bewertungsgrenze zu definieren (wie z. B. von mir PEGY ≤ 2,5), die für beide Unternehmensarten anwendbar ist. So wird verhindert, dass dividendenstarke Unternehmen aufgrund ihres geringeren Gewinnwachstums fälschlicherweise oft als teuer eingestuft werden, obwohl sie durch Dividendenzahlungen attraktiv sind.

 

Insgesamt bietet das PEGY eine pragmatische und aussagekräftige Möglichkeit, um unterschiedliche Ertragsprofile fair miteinander zu vergleichen.

 

 

 

 

Quellen:

Wer noch nicht genug von Kennzahlen hat:

https://stock3.com/boersenwissen/crashkurs-fundamental-kennzahlen-diese-kennzahlen-muss-man-kennen-11482552?utm_source=perplexity

 

 

 

 

 

 

 

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