... weniger Hebel ist manchmal mehr! 😕
So viel Spaß es auch macht, in kürzester Zeit sein Geld zu verdoppeln oder gar zu verfünffachen, umso ernüchternder ist es dann, wenn die Achterbahn mit der gleichen Geschwindigkeit wieder nach unten rauscht und einem das Depot quasi um die Ohren fliegt.
Mit meinem wikifolio Musterdepot, in dem ich spekulativere Geschichten mit Optionsscheinen ausgelagert habe, konnte ich genau solche Erfahrungen machen. Wir sind z.B. von 16,81 € auf über 110 € in nicht mal zwei Jahren gestiegen, um nun wieder innerhalb weniger Monate um über 40% vom Hoch zu fallen.
Nunmehr war ich auf der Suche nach der Möglichkeit, eine etwas solidere, wenn auch bescheidenere, -von der Renditeerwartung her- gehebelte Strategie zu entwickeln.
Welche Produkte kommen hierfür in Frage?
Bereits in dem hier verlinkten umfangreichen Blogartikel über LevETFs
LevETFs - 2er oder 3er Hebel ?
habe ich mich mit der Frage beschäftigt, welche Hebelinstrumente das beste Chancen-Risiko-Verhältnis bieten. Vereinfacht und sehr verkürzt gesagt handelt es sich dabei häufig um die zweifach gehebelte Variante. (Die dreifach gehebelte Variante wies manchen Marktphasen natürlich eine bessere Performance auf, gleichzeitig kam es in zwei Phasen auch zu einem Totalverlust des eingesetzten Kapitals.)
Deswegen verbieten sich für mich mehr als zweifach gehebelte Anlageprodukte für eine längerfristige Buy and Hold Strategie.
Als konkrete Produkte verwende ich je zur Hälfte den sogenannten “Heiligen Amumbo", also die zweifach gehebelte Variante auf den MSCI USA und zur anderen Hälfte die zweifach gehebelte Variante auf dem Nasdaq 100.
Wenn man so will, ist es also eine Art gehebelte Abwandlung meiner amerikanischen Wette.
Wie kann man nun konkret vorgehen?
Beim Aufsetzen des Portfolios würde ich wie folgt vorgehen: Ich beginne mit einem monatlichen Sparplan auf beide LevETFs je zur Hälfte.
Sollte der Markt wie aktuell abtauchen und wir uns unter der 200-Tage-Linie befinden, wird dieser monatliche Sparplan auf einen wöchentlichen Sparplan umgestellt. Dies ist nicht bei vielen Brokern möglich, aber zum Beispiel bei Trade Republic*.
Sollte sich der Markt wieder erholen und sich wieder über der 200-Tage-Linie befinden, würde ich beide Sparpläne auf die LevETFs wieder auf einen Monatsrhythmus umstellen. (Es geht konkret bei der wöchentlichen Ausführung darum, gerade in Schwächephasen möglichst viele Anteile der LevETFs zu erwerben).
Warum ich bei dieser Strategie mit Sparplänen und nicht mit einer Einmalinvestition arbeite, könnt Ihr hier gut nachvollziehen:
LevETFs (2x) - Einmalanlage oder Sparplan ?
Was viele vielleicht verwundern wird, ist die Tatsache, dass wir ansonsten keine Timing-Strategie anwenden, das heißt, dass dieses gehebelte Depot als “buy and hold depot forever” ausgestaltet ist.
Diverse Untersuchungen und auch umfangreiche und fundierte Berechnungen, die z. B. der Finanzchemiker angestellt hat, kommen zum Ergebnis, dass dies gerade bei “nur” zweifach gehebelten ETFs funktionieren kann. (Bei höher gehebelten Produkten wie z.B. dreifach gehebelten Produkten musste der Investitionszeitraum schon sehr hoch sein, also mindestens 15 Jahre oder mehr um die in Abwärtsphasen erlittenen Verluste ausgleichen und wieder outperformance zu können.)
Sonst kommt es häufig zu dem Ergebnis, dass ich auch regelmäßig beobachten konnte, dass nach einigen Jahren ein zweifach gehebelter ETF am Ende sogar besser dastand, als ein dreifach gehebelter. Hier hängt es eben ganz davon ab, welche Abwärtsphasen sich in dem Betrachtungszeitraum befunden haben.
Interessant ist an dieser Stelle ein von mir am 30.11.2020 aufgelegtes Musterportfolio, auf das ich zufällig gestern (11.04.2025) nach vielen Jahren erstmals wieder gestoßen bin. Hier ein Auszug mit den wesentlichen Daten:
Nasdaq 100 ETF
(ungehebelt acc) +61%
Nasdaq 100 (x 2) +68%
Nasdaq 100 (x 3) +21%
Hier können wir sehr schön meine schon mehrfach gemachten Erfahrungen bestätigt sehen, dass nach einigen Jahren die dreifach gehebelte Variante auf einmal deutlich schlechter als die zweifach gehebelte aussieht und sogar hinter den ungehebelten normalen ETF zurückgefallen ist.
S&P 500 ETF
(ungehebelt acc) +62%
S&P 500 ETF (x 2) +84%
Heiliger Amumbo (x 2) +95%
Auch hier zeigte sich eine Beobachtung, die ich schon früher gemacht und mehrfach auf dem Blog geteilt hatte. Immer wenn ich die zweifach gehebelte Variante auf den S&P 500 mit dem heiligen Amumbo verglich, zeigte sich, dass letzterer besser lief und auch ein besseres Chancen-Risiko-Verhältnis nach Sharpe Ratio usw. aufwies.
Deswegen ist der “Heilige Amumbo” für mich als hälftiger Baustein meines Leverage-ETF-Depots gesetzt.
Welche Renditeerwartungen sind realistisch für dieses Hebeldepot?
Nachfolgend habe ich euch zum Vergleich die zweifach gehebelte Variante des MSCI USA, des Nasdaq 100 (und zum Vergleich die dreifach gehebelte Variante des Nasdaq 100 und den ungehebelten ganz normalen ETF auf den Nasdaq 100) verlinkt:
Hieraus wollen wir nun unsere Renditeerwartungen ableiten:
Diverse Durchschnittsberechnungen über verschiedene Zeiträume von mir landeten in einer Gesamtrange von 20,45 % bis 24,56 % für das von mir geplante Gesamtportfolio.
In dieser Range landen wir auch, wenn wir einfach die zehnjährigen per annum Werte vom Heiligen Amumbo mit 17,41% und dem zweifach gehebelten LevETF auf den Nasdaq100 mit 24,81% nehmen und das arithmetische Mittel bilden:
17,41% + 24,81% = 42,22
42,22 geteilt durch 2 = 21,11% p.a. Renditeerwartung für Gesamtdepot (bestehend aus den beiden LevETFs je zur Hälfte)
Ich denke, dass diese Renditeerwartung gar nicht so unrealistisch ist, da wir in diesen zehn Jahren (2015 bis 2025) ja nicht nur Schönwetterphasen hatten und uns momentan im April 2025 ja auch wieder in einer Abschwungphase befinden, wo auf Eurobasis sowohl S&P 500 als auch Nasdaq100 in den normalen ETFs über 20% von ihrem Allzeithoch verloren haben.
Um ein Gefühl für die Renditeerwartung zu bekommen:
Aus einmalig investierten 3.000 € könnten bei 21,11% p.a. somit in 12 Jahren 30.000 € und in 18 Jahren sogar 100.000 € werden.
Disclaimer: Denkt aber bitte daran, dass gehebeltes Investieren immer mit einem erhöhten Risiko einhergeht und im schlimmsten Fall auch ein Totalverlust auf das eingesetzte Kapital bei diesen LevETFs eintreten kann.
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