MSCI World und US-Anteil: Wie sinnvoll ist die Gewichtung nach Marktkapitalisierung?

Welt MSCI World, global, ETF

Gerade wo es aktuell ordentlich an den Börsen nach unten geht -insbesondere auch an den amerikanischen Märkten- denken viele über eine Neuausrichtung ihres Portfolios nach. 

 

Gerade auch vor dem Hintergrund Donald Trump und Zollpolitik sehen manche in der Investition in den US-Aktienmarkt mehr Risiken als früher. Allerdings sollte man hierbei nicht vergessen, dass politische Börsen üblicherweise kurze Beine haben. Vorsicht also bei einer eventuellen Überbewertung von politischen Ereignissen und damit verbundenen Kurzschlussreaktionen.

 

Eigentlich gibt es momentan zwei Denkschulen:

Die einen denken darüber nach, ihren US-Anteil im Depot zu senken. 

 

Die anderen begreifen die aktuell gefallenen Kurse gerade im US-Bereich als Kaufchancen. 

 

Mir fällt in diesem Zusammenhang Andreas Beck ein, der, wenn ich mich richtig erinnere, gesagt hat, dass die Neuausrichtung eines Depots schon in Ordnung ist, aber dann aus einer Position der Stärke heraus. Momentan würde die Neuausrichtung allerdings aus einer Position der Schwäche heraus geschehen. 

Deswegen wäre ich tendenziell vorsichtiger mit überstürzten Anpassungen einer lang aufgebauten Depotstruktur. 

 

Zur immer wieder kritisierten grundsätzlichen Höhe des US-Anteils (aktuell 70,67%) im MSCI World habe ich euch nachfolgendes Video verlinkt: 

https://youtu.be/jCan-cisBd8?si=dDGxk15Tmdfcc127

 

Mir persönlich wollte eigentlich noch nie eine Gewichtung nach BIP besonders einleuchten. Ich habe in dem verlinkten Video einen Kommentar von tonip42 gefunden, der dies besser zum Ausdruck bringt, als es mir bisher selbst gelungen ist:

“Ich habe nie ein tiefreichendes Argument dafür gehört, warum man nach BIP gewichtet investieren sollte.

Was interessiert es mich, dass die nationalen Wirtschaften andere relative Größen zueinander haben, als die nationalen Kapitalmärkte? Ich kann nur in an den Kapitalmärkten gelistete Unternehmen investieren, nicht in die Wirtschaften. Daran ändert auch das Anpassen der Gewichtung nichts. Ich investiere dann, beispielsweise, immer noch nur in die paar an der Börse gelisteten deutschen Unternehmen, nicht in den mehrheitlich nicht an der Börse gelisteten deutschen Mittelstand.”

 

Ich hänge eher der Theorie an, dass die Gewichtung nach Marktkapitalisierung gar nicht so unvernünftig ist. Es gibt üblicherweise immer gute Gründe dafür, warum die Gewichtung sich so wie aktuell darstellt. Das aktuell geringe Gewicht von China hat mit politischen Risiken und dem mangelnden Vertrauen in die dortige Kapitalmärkte zu tun.

Auch dass die Bewertung von einzelnen Unternehmen, beispielsweise der Magnificent Seven, so hoch ist und war, hat doch seine guten Gründe. Wir haben es hier mit sehr erfolgreichen, gewinnträchtigen Unternehmen der Plattformökonomie zu tun, denen ich mich, selbst wenn ich es wollte, nicht wirklich entziehen kann. Auch wenn ich Alternativen aus Europa beispielsweise nutzen wollte, stehen diese einfach nicht zur Verfügung. Es gibt eben kein europäisches Pendant zu YouTube (Alphabet), WhatsApp (Meta), Microsoft-Produkten usw. 

Solange die Fundamentalzahlen (Umsatz- und Gewinnentwicklung, hohe Nettomargen, geringe Verschuldung usw.) weiterhin so exzellent sind, sehe ich keinen Grund dafür, dass deren Marktkapitalisierung nachhaltig massiv sinken sollte.

 

Deswegen würde ich nicht künstlich an dem nach Marktkapitalisierung in Welt-ETFs ermittelten US-Anteil rumschrauben wollen. 

Die wahrscheinlich beste Basis zur Orientierung bietet der SPDR MSCI World ACWI IMI, der 99% der Weltwirtschaft weltweit darstellt. 

Hiernach hätten die USA ein Gewicht von 64,27%.

https://extraetf.com/de/etf-profile/IE00B3YLTY66?tab=components

 

Alles oben Gesagte ist übrigens kein Widerspruch zu meinem letzten Blogartikel ETF-Vergleich: Dividenden-ETFs gegen Europa-ETFs

wo ich darüber nachdenke, meinen US-Anteil etwas zu reduzieren, da mein persönlicher US-Anteil aktuell höher ist. Wenn ich ehrlich bin, war mein US-Anteil eigentlich die gesamten 28 Jahre, die ich Investor bin, höher. 

Deswegen macht es bei mir persönlich sicherlich Sinn, im Rahmen meines Dividenden-Depots den US-Anteil ein wenig zu senken, da er in fast allen anderen Depots deutlich höher liegt, als die oben ermittelten 64,27%.

Aber wenn ich so richtig drüber nachdenke, wird das Absenken des US-Anteils für mich persönlich schwierig, da ich auf der anderen Seite ja auch dabei bin, von mir identifizierte Nachkaufchancen in Einzelaktien und ETFs seit einigen Wochen und aktuell zu nutzen ... und ihr ahnt es schon ... diese Chancen sehe ich häufig gerade in US-Aktien oder den abgestürzten amerikanischen Gesamtmärkten.  

Vielleicht hätte ich in jungen Jahren nicht so viel Zeit in den USA verbringen sollen ;-)

 

Fazit: Ich persönlich habe kein Problem mit den nach Marktkapitalisierung ermittelten Werten von 64 bis 70%. Diese %-Sätze spiegeln wahrscheinlich schlicht und einfach die aktuellen Gegebenheiten wieder und die Marktstellung der darin enthaltenen Unternehmen.

Das Hauptargument, das mich bei diesen hohen Prozentsätzen immer etwas beruhigt, ist die Tatsache, dass diese US-Unternehmen ja üblicherweise globale Multis sind, die weltweit ihre Umsätze machen. Sie verkaufen also global ihre Produkte und sind insoweit mehr von der Weltwirtschaftslage als von der reinen US-Wirtschaftslage abhängig.



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