GEHEBELT & TAKTISCH - Schalter umlegen zwischen Geldmarkt und 3x
Auch wenn ich sonst eher ein langweiliger "Buy and Hold forever"-Anleger von Qualitätsaktien bin, so faszinieren mich doch moderat gehebelte Strategien sehr. Da ich bisher am erfolgreichsten mit sogenannten Leverage ETFs (zweifach und dreifach gehebelt) war, lag es nahe eine Strategie zu suchen, die mit diesen Instrumenten arbeitet.
Rotation Leverage Strategy: Mit 3x-Hebel auf S&P 500 & NASDAQ 100 zur Outperformance
Eine Strategie, die in den letzten Jahren zunehmend Aufmerksamkeit erlangt hat, ist die sogenannte Rotation Leverage Strategy – eine regelbasierte Trendfolgestrategie mit gehebelten ETFs. In diesem Artikel zeige ich, wie ich diese Strategie konkret umsetze: zur Hälfte auf den S&P 500, zur Hälfte auf den NASDAQ 100 – jeweils mit 3x Hebel.
📌 Was ist die Rotation Leverage Strategy?
Die Grundidee ist einfach: Hebelprodukte wie 2x- oder 3x-ETFs können in starken Marktphasen enorme Renditen liefern – aber sie sind auch anfällig für Seitwärtsbewegungen und Rücksetzer. Die Strategie nutzt einen Trendfilter, um nur dann investiert zu sein, wenn die Wahrscheinlichkeit für positive Kursentwicklungen hoch ist.
Der Filter für Ein- und Ausstieg in die LevETFs ist einfach:
A) Die 200-Tage-Linie (SMA200). Sie gilt als bewährter Indikator für den langfristigen Trend eines Index.
Alternativ könnte auch meine nachfolgende Systematik (vgl. letztes Arbeitsblatt auf der Seite) herangezogen werden:
B) Einstieg und Ausstieg nach 3DR
⚙️ So funktioniert die Strategie
Ich überprüfe einmal pro Monat am letzten Handelstag mittels Schlusskurs, ob der jeweilige Index über oder unter seiner 200-Tage-Linie liegt. Je nachdem wird investiert oder in einen Geldmarkt-ETF umgeschichtet. Es ist quasi eine on-off-Strategie, es ist so als würde man einen Schalter in die eine oder in die andere Richtung umlegen.
📅 Warum monatlich statt wöchentlich?
Die monatliche Betrachtung der 200-Tage-Linie hierbei reicht vollkommen aus – und ist sogar die bevorzugte Methode in der Rotation Leverage Strategy. Das bestätigen sowohl die Backtests als auch die praktische Erfahrung von Strategen, die mit gehebelten ETFs arbeiten.
- Weniger Rauschen, mehr Klarheit
Die 200-Tage-Linie ist ein langfristiger Trendfilter. Eine wöchentliche oder tägliche Betrachtung würde zu häufigen Fehlsignalen und damit unnötigen Umschichtungen führen.
- Backtests zeigen: monatlich ist optimal
In der Simulation von yxyx123 auf Reddit wurde die monatliche Rotation als effizienteste Variante identifiziert. Wöchentliche Checks führten zu:
- Höherer Handelsfrequenz
- Mehr Steuerbelastung
- Kaum besserer Performance
- Disziplin schlägt Aktionismus
Die Stärke liegt gerade darin, dass man nicht auf kurzfristige Bewegungen reagiert, sondern den übergeordneten Trend nutzt. Monatliche Checks am letzten Handelstag sind dafür ideal.
(Nur in extrem volatilen Märkten wie im März 2020 könnte eine wöchentliche Betrachtung theoretisch schneller reagieren – aber das geht zulasten der Strategiequalität. Die Kernidee der Strategie sind Ruhe, Regelmäßigkeit und Robustheit.)
Fazit:
Die monatliche Betrachtung des SMA200 ist nicht nur ausreichend, sondern strategisch optimal.
Du vermeidest unnötige Trades, bleibst steuerlich effizient und nutzt den Hebel nur dann, wenn der Trend wirklich trägt.
📊 200-Tage-Linie mit oder ohne %-Schwelle?
Laut einer umfangreichen Simulation von Nutzer yxyx123 auf Reddit (Quelle):
- Eine Schwelle von 2 % über dem SMA200 beim Einstieg in den 3x S&P 500 ETF führte zu:
- Weniger Fehlsignalen in Seitwärtsphasen
- Reduzierter Handelsfrequenz → weniger Steuern & Gebühren
- Stabilerer Performance mit höherer Sharpe Ratio
- Eine Schwelle von 3 % wurde ebenfalls u. a. von Ramon Hack getestet und zeigte:
- Noch weniger Trades, aber leicht verzögerte Einstiege und Ausstiege
- In sehr dynamischen Bullenmärkten (z. B. 2020) verpasste man manchmal den optimalen Einstieg
Nach seinen Berechnungen ist für ihn beim S&P 500 3%, die ideale Schwelle. (allerdings ungehebelt, deswegen sind für uns eher die 2% von oben sinnvoller).
➡️ Fazit der Simulation:
2 % über SMA200 sind für den S&P500 der „Sweet Spot“ – hier findet sich eine gute Balance zwischen Signalqualität und Timing.
- Der S&P 500 ist ein breiter, träger Index, der oft um die SMA200 pendelt.
- Eine kleine Schwelle von 2% filtert Rauschen und Fehlsignale heraus, ohne den Trend zu verpassen.
- Beim NASDAQ 100 hingegen ist der Markt volatiler und schneller – dort wäre eine Schwelle kontraproduktiv, weil man zu oft draußen wäre.
(Zum exakt gleichen Ergebnis 2%-Schwelle bei S&P500, keine %-Schwelle beim Nasdaq100 kommt auch systematisch investieren, wobei dieser wöchentlich draufschaut).
🔁 Regelwerk im Überblick:
- Indizes: S&P 500 und NASDAQ 100
- Hebelprodukte, die ich verwende:
- WisdomTree S&P 500 3x Daily Leveraged
- WisdomTree NASDAQ 100 3x Daily Leveraged
- Trendfilter: 200-Tage-Linie (SMA200); da der SMA simple moving average in den USA sehr stark Verwendung findet.
- Rotation: Monatlich, am letzten Handelstag
- Allokation: 50 % S&P 500, 50 % NASDAQ 100
- Umschichtung bei Trendbruch: In Geldmarkt-ETF
📈 Historische Performance: Was ist möglich?
Laut der Studie „Leverage for the Long Run“ von Michael Gayed und Charles Bilello hätte eine 3x-Hebelstrategie auf den S&P 500 mit SMA200-Filter über Jahrzehnte hinweg Renditen von über 25 % p. a. erzielt – bei deutlich reduziertem Drawdown.
🧠 Abschließendes Fazit: Disziplin schlägt Bauchgefühl
Die Rotation Leverage Strategy ist kein Geheimtipp, sondern ein regelbasiertes System, das sich historisch bewährt hat.
Aktuell betreibe ich sie 2,5-fach gehebelt. Wenn meine weiteren Beobachtungen es rechtfertigen, werde ich gegebenenfalls von 2,5x auf 3x den Hebel steigern.
Wer bereit ist, monatlich zu prüfen, diszipliniert zu handeln und Emotionen außen vor zu lassen, kann mit dieser Strategie deutlich mehr erreichen als mit klassischem Buy-and-Hold. Aber ihr wisst natürlich ... Leider gibt es nie eine Garantie, dass etwas das in der Vergangenheit sehr gut funktioniert hat auch in Zukunft noch funktionieren wird ... Das ist unser Risiko, insbesondere noch mal erhöht, wenn man mit gehebelten Positionen unterwegs ist. Deswegen denkt bitte daran, eure Positionsgröße für diese spekulative Strategie nicht zu groß zu wählen.
Quellen:
https://www.etfs.de/welche-vor-und-nachteile-bringen-gehebelte-etfs-mit/?utm_source=perplexity