Schaupp & die amerikanische Wette
Kostolany hat einmal so schön gesagt: “Es hat sich noch nie gelohnt, gegen Amerika zu wetten”.
Etwas ähnliches hat Super-Investor Warren Buffett sinngemäß auch formuliert, nicht umsonst empfiehlt er auch seinen Nachkommen in den breiten US-Index S&P 500 zu investieren.
Klar muss uns sein, dass solche Überlegungen der Logik einfach in den gesamten Weltmarkt zu investieren und quasi wie Dr. Andreas Beck das so schön formuliert die “Welt AG” zu kaufen, widerspricht.
Dennoch möchte ich Ihnen nachfolgend meine amerikanische Wette vorstellen. Vorausschicken möchte ich, dass es hierbei eine Gefahr gibt: Wir investieren auf diesem Weg eigentlich genau in den Markt, nämlich den US-Markt, der in den vergangenen 10 Jahren so ziemlich alles hinter sich ließ. Wie Sie bereits aus dem Kapitel "Ideale Anlagestrategie" wissen, besteht hierin eine große Gefahr. Die Gefahr nämlich, dass genau der Markt, der die vergangene Dekade am stärksten performte, zukünftig eine unterdurchschnittliche Performance bringen könnte.
Insoweit setzt diese Amerikawette die klare Überzeugung voraus, dass die USA weiterhin nicht nur eine maßgebliche Weltmacht bleiben, sondern auch nach wie vor die besten und innovativsten Unternehmen der Welt hervorbringen.
Obwohl mir sehr wohl bewusst ist, dass hier sehr starke Konkurrenz aus China erwächst und auch dort eine neue Weltmacht heranreift, die auch starke innovative Unternehmen hervorbringt. Hier seien exemplarisch nur die Pendants zu Amazon, Google, Facebook & Co. in Gestalt von Alibaba, Tencent, Pinduoduo, Baidu, JD.com genannt.
Obwohl ich auch mit einem geringen Anteil an den erwähnten chinesischen Unternehmen beteiligt bin, bin ich gleichzeitig froh, dass ich dies nur mit einem geringeren Kapitaleinsatz bin. Dies liegt zum einen daran, dass die Unternehmen trotz bemerkenswerter fundamentaler Kennzahlen es bisher nicht geschafft haben, mich als Investor rein von der Performance glücklich zu machen.
Ein Grund hierfür ist und war das politische System mit einer kommunistischen Partei, die sehr erstarkten Unternehmen wie z.B. Alibaba im Zweifelsfall dann doch sehr deutlich zeigt, wer “Herr im Ring” ist. Ich will hierbei nicht jede Maßnahme der chinesischen Regierung zwangsläufig diskreditieren. Viele Ansätze wie stärkere Regulierung in manchen Branchen haben wir auch im Westen. Andere Ansätze der KP wie beispielsweise bezogen auf Unternehmen im Bildungsbereich, die über das reine Profitstreben hinausgehen, sind aus gesellschaftspolitischer Sicht durchaus nachvollziehbar. Meine Betrachtung aus Investorensicht fällt allerdings diesbezüglich natürlich negativ aus.
Wie man es auch dreht und wendet … auch wenn China als Weltmacht sich sogar an den USA vorbeischieben sollte, wird dieses politisches Risiko bei China-Investments uns als Investoren erhalten bleiben. Deswegen und weil ich auch keinen anderen Aktienmarkt, wie z.B. den europäischen im Vorteil gegenüber den USA sehe, bleibe ich bei meiner USA-Vorliebe.
Wie sieht aber nun meine amerikanische Wette konkret aus?
Die Ausgestaltung und vor allem die Gewichtung wird Sie wahrscheinlich überraschen.
Okay … ich habe Sie nun genug auf die Folter gespannt … ich lasse die Katze aus dem Sack …
½ S&P 500
½ Nasdaq 100
Dass der S&P500 eine wesentliche Rolle bei meiner amerikanischen Wette spielt, ist nachvollziehbar, da es der wichtigste amerikanische Index ist. Dieser war in seiner gesamten Vergangenheit dauerhaft kaum zu schlagen. Selbst hervorragende Stockpicker, wie Warren Buffett schwören auf den S&P500. (Lies hierzu gerne meine Blogartikel: Buffetts Idee).
Auch der als reiner Technologieindex "verschriene" Nasdaq100 ist bei genauerem Hinsehen besser diversifiziert, als man meinen möchte.
Insgesamt sind 7 Sektoren im Nasdaq100 vertreten. Nach der Gewichtung der einzelnen Sektoren bei der Berechnung des Index, fanden wir Mitte 2022 vor:
Technologie (ca. 52 %)
Verbraucherdienstleistungen (ca. 24 %),
Gesundheit (ca. 15 %),
Konsumgüter (ca. 5 %),
Industrie (ca. 3 %),
Telekommunikation (ca. 1 %),
Werkstoffsektor (ca. 0,3 %).
Erweiterte amerikanische Wette:
Eine Erweiterung und breitere Aufstellung meiner amerikanischen Strategie könnte wie folgt aussehen:
1/3 S&P 500
1/3 Nasdaq 100
1/3 Dow Jones
Bisher habe ich den Dow Jones immer eher gescheut, da er von der Art der Zusammensetzung mir eher suspekt war. Der Dow Jones ist ja, anders als die allermeisten Indices nicht nach Marktkapitalisierung zusammengesetzt. Beim Dow Jones haben Aktien, die einen höheren Aktienkurs haben, automatisch auch ein höheres Gewicht im Index. Das geht auf die Entstehungsgeschichte des Dow Jones zurück.
Obwohl ich diese Besonderheit in der heutigen Zeit eher seltsam finde, kann der Dow Jones als Beimischung der "erweiterten amerikanischen Wette" durchaus Sinn machen, da in diesem mehr Industrietitel und auch Valuetitel enthalten sind, als dies im S&P 500 oder gar Nasdaq100 der Fall ist.
So sind die aktuellen Schwergewichte im Dow Jones Industrial Average derzeit (22. Jan. 2023)
United Health mit 9,4%
Goldman Sachs mit 6,9%
Home Depot mit 6,4%
McDonalds mit 5,2%
Amgen mit 5,2%
Caterpillar mit 5%
Wie ihr seht, sind das in den Spitzenpositionen andere Werte als bei S&P 500 und Nasdaq100, wo Apple, Microsoft, Alphabet und amazon "den Ton angeben".
Sehr schön übersichtlich könnt Ihr auch in Zukunft die Zusammensetzung von Dow Jones, S&P500, Nasdaq100 unter
https://de.extraetf.com/etf-profile/IE00B53L4350?tab=components
https://de.extraetf.com/etf-profile/IE00B5BMR087?tab=components
https://de.extraetf.com/etf-profile/IE00B53SZB19?tab=components
nachvollziehen.
Schaupp und die amerikanische Wette 2.0
Wer sich an den starken Überschneidungen (gleiche Aktien) von S&P 500 und Nasdaq 100 stört, könnte wie folgt vorgehen:
½ Nasdaq 100 ganz "normal" nach Marktkapitalisierung gewichtet
½ S&P 500 equal weight
Der "S&P 500 equal weight" gewichtet jede der 500 Aktien mit ca 0,2%. Folglich werden die Small Caps und Mid Caps deutlich stärker gewichtet als im normalen S&P 500, der nach Marktkapitalisierung gewichtet ist.
Dadurch werden zwangsläufig die Überschneidungen mit dem Nasdaq 100 minimiert. Ob nun aber langfristig der S&P 500 nach Marktkapitalisierung oder nach equal weight besser abschneidet, lässt sich nicht zuverlässig sagen. Es hängt vielmehr immer von dem betrachteten Zeitabschnitt ab.
Darüber hinaus ist üblicherweise bei der equal weight-Variante die Dividende etwas höher. Rein praktisch gibt es jedoch leider nur recht kleine ETFs, die den S&P 500 equal weight als ausschüttende Variante abbilden. Das ist schlecht, wenn man die amerikanische Wette mit ausschüttenden ETFs umsetzen möchte.
Ich für meinen Teil favorisiere nach wie vor meine klassische amerikanische Wette mit S&P 500 und Nasdaq 100 je zur Hälfte trotz der vorhandenen Überschneidungen.
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