Wann und in welcher Höhe sollte ich nachkaufen?
SCHAUPPś NACHKAUFTABELLE (© Günther Schaupp 2021 - all rights reserved)
Entstehungsgeschichte der Nachkauftabelle
Einzelüberlegungen hierzu:
Man kann am Aktienmarkt nie genau wissen, was passiert, wann eine Krise kommt und wann nicht, wie der Markt im einzelnen auf irgendwelche Nachrichten reagiert oder nicht.
Die Aktienmärkte streben aufgrund des Wachstums der Weltwirtschaft langfristig nach oben.
Mathematisch gesprochen ist der Erwartungswert positiv.
Wenn man lange genug im Markt verweilt, wird die Rendite positiv sein. (Größenordnung je nach Untersuchung 12 Jahre bis 15 Jahre)
Die Rendite am Aktienmarkt ist langfristig im Vergleich anderen Anlagenklassen überlegen.
Nicht investiert zu sein ist teuer. In der BWL spricht man von den sog. Opportunitätskosten.
Einfach gesagt: Wenn ich mich aus Sicherheitsgründen für 100% Cash entscheide, weil ich erst einen Crash abwarten will, bis ich investiere, entgehen mir pro Jahr, die der Aktienmarkt weiter steigt, Kursgewinne.
Wenn ich diese Einzelüberlegungen nun in einen imaginären Cocktailshaker packe und kräftig durchschüttle, kommt folgender Schlussfolgerungs-Cocktail heraus:
Es macht auf jeden Fall Sinn mit dem Großteil des zur Verfügung stehenden Investitionsvermögens am Aktienmarkt investiert zu sein (wegen der Renditeerwartungen und der oben genannten Opportunitätskosten).
Gleichzeitig weiß ich, dass ich lange (mind. 15 Jahre) am Aktienmarkt aktiv sein muss, um Risiken auszuschließen. Bei einem solchen Zeithorizont ist klar, dass wir Krisen und Kurseinbrüche erleben werden. Deswegen sollten wir uns dafür rüsten, indem wir einen ausreichend großen Cashbestand vorhalten. Diesen setzen wir dann gezielt bei Rückschlägen für Nachkäufe ein.
Hier finde ich persönlich das Ausgangsverhältnis 80% investiert zu 20% Cash ganz charmant. Dies handhabe ich nun auch schon eine ganze Zeit so. Hierzu gleich ein Beispiel:
Beispiel: Zur Verfügung stehendes Investitionskapital 100.000 €, davon am Aktienmarkt investiert: 80.000 €, Gesamt-Cash für Nachkäufe: 20.000 €
Kursrückgang % vom gesamten Cash-
vom Höchstkurs bestand zu investieren: in Euro
-10% 6% vom Gesamt-Cash 1.200 €
-15% 6% vom Gesamt-Cash 1.200 €
-20% 11% vom Gesamt-Cash 2.200 €
-25% 11% vom Gesamt-Cash 2.200 €
-30% 11% vom Gesamt-Cash 2.200 €
-35% 11% vom Gesamt-Cash 2.200 €
-40% 14,66% vom Gesamt-Cash 2.933 €
-45% 14,66% vom Gesamt-Cash 2.933 €
-50% 14,66% vom Gesamt-Cash 2.934 €
Gesamtsumme für Nachkäufe: 20.000 €
Weitere Überlegungen bei der Erarbeitung dieser Nachkauf-Tabelle waren folgende:
Bei großen Indizes wie dem S&P 500 oder dem MSCI World kam es in der Vergangenheit durchaus zu Halbierungen, jedoch nicht sehr viel mehr. Deswegen wird gemäß der Tabelle die letzte Tranche bei minus 50% ausgelöst. Bei weiteren Kursrückgängen wäre somit kein Nachkauf mehr möglich, da der gesamte Cashbestand bereits aufgebraucht ist.
Dies könnte also insbesondere bei einer Investition in den Dax problematisch sein, da dieser Einbrüche von über 70% erlebt hat. Allerdings rate ich von einer Investition in den Dax ohnehin aufgrund der mangelnden Diversifizierung (nur 30 Titel bzw. nach der Umstellung 40 Titel) und der geringen Bedeutung am Weltkapitalmarkt (deutscher Markt insgesamt macht nach Marktkapitalisierung nur über 3% aus) ab.
Darüber hinaus bewegt sich die Nachkauf-Tabelle in einem natürlichen Spannungsfeld: Einerseits möchte man nicht zu viel zu früh in den Markt “pumpen”. Andererseits will man, sollte eine Korrektur frühzeitig enden, die Chancen ausreichend genutzt haben.
Beim Corona Crash im März 2020 wäre man beispielsweise in der Tabelle "nur" bis -35% gekommen, wenn man sich am S&P 500 und dessen Höchstkurs orientiert hätte.
Die Nachkauftranchen bei -40%, -45% und -50% wären nicht ausgelöst worden und so hätte man vom Gesamt-Cash in Höhe von € 20.000 “nur” € 11.200 investiert.
Auf der anderen Seite ist es eben entsprechend lukrativ, wenn man bei Rückschlägen wie 2000 und 2008 erst bei -40%, -45% und -50% € 8.800 (=44% des Gesamt-Cashs) zum Nachkauf verwendet.
Die hier im Buch vorgestellten Zahlenwerte der Nachkauftabelle sind genau die, mit denen ich auch arbeite, die für mich von der Relation her Sinn machen und mit denen ich mich in vorliegenden Nachkaufsituationen wohl fühle. Der letzte Aspekt zeigt, dass es für Sie evtl. Sinn machen kann, meine Nachkauftabelle auf Ihre Bedürfnisse anzupassen, falls Ihnen einzelne Aspekte bei dieser widerstreben.
Desweiteren unterstellt meine Nachkauf-Tabelle natürlich auch, dass erst ab einem Discount von 10 % der erste Cashanteil freigegeben wird. Zusätzlich sollte noch das Sentiment betrachtet werden. Der Markt sollte also trotz eines Kursrückganges nicht zu bullish sein. Ich setze hierbei voraus, dass der CNN Fear and Greed Index sich bei 50 Neutral oder darunter befindet. Hiermit konnte ich in der Vergangenheit gute Kaufkurse erzielen.
Wenn nun kein Nachkauf-Szenario nach diesen Voraussetzungen vorliegt, wird einfach der Cashbestand durch Zuflüsse aus Gehalt oder sonstigen Einnahmen erhöht.
Es steht dann entsprechend mehr Gesamt-Cash zur Verfügung. Der %-Satz bei “% vom gesamten Cashbestand zu investieren”, bleibt natürlich gleich. Somit fließt dann einfach bei den einzelnen Stufen mehr Kapital in Euro in den Markt.
Beispiel: Nehmen wir an, wir konnten unseren Gesamt-Cashbestand von 20.000 € auf 25.000 € erhöhen. Dann fließen bei einem Kursrückgang von 10% vom Höchstkurs und einem Fear & Greed Index von 50 oder darunter statt € 1.200 eben € 1.500 (6% von 25.000 €) in den Markt.
Tabelle für Leser/innen zum Ausfüllen, wenn es soweit ist:
Gesamt-Cash: __________ €
Kursrückgang % vom gesamten Cash-
vom Höchstkurs* bestand zu investieren: in Euro
-10% 6% vom Gesamt-Cash _____ €
-15% 6% vom Gesamt-Cash _____ €
-20% 11% vom Gesamt-Cash _____ €
-25% 11% vom Gesamt-Cash _____ €
-30% 11% vom Gesamt-Cash _____ €
-35% 11% vom Gesamt-Cash _____ €
-40% 14,66% vom Gesamt-Cash _____ €
-45% 14,66% vom Gesamt-Cash _____ €
-50% 14,66% vom Gesamt-Cash _____ €
Kontrolle: Gesamtsumme für Nachkäufe: _____ €
*zugrundegelegter Index (Es sollte sich um einen marktbreiten Index handeln):
❑ FTSE All World
❑ MSCI World
❑ S&P 500
Für all diejenigen, die jetzt denken: “Ich brauche diese Nachkauf-Tabelle nicht, ich passe den Boden ab und steige dann richtig massiv ein” habe ich eine kleine Anekdote parat, die noch gar nicht so lange zurückliegt:
Wir gehen zurück in den März 2020, die Zeit des sog. “Corona-Crashs”.
Ich hatte hier auch den Gedanken, den Boden auszumachen und dann massiv einzusteigen.
Hierzu bediente ich mich der Gedanken André Kostolanys zur Bodenbildung.
Dieser definierte den Boden nach einem Crash wie folgt: ”.. wenn die Börse auf negative Nachrichten nicht mehr reagiert oder sogar ein bisschen ansteigt ... das liegt daran, dass die Zittrigen ausverkauft haben und die Hartgesottenen, die die Papiere halten auf diesem Niveau nicht verkaufen oder sogar nachkaufen”.
Hierzu meine Aufzeichnungen am 25.03.2020:
“Ich denke es ist noch zu früh, um jetzt voll einzusteigen. Mir ist die Stimmung noch zu optimistisch, in mancher Community heißt es: “jetzt einsteigen, das sind Kaufkurse!” Mir fehlt hier die schlechte Stimmung, oder gar Panik und damit ein echter Ausverkauf.
Der Boden ist dann erreicht, wenn die Börse auf schlechte Nachrichten nicht mehr reagiert. Das ist aber derzeit nicht der Fall. Kaum kommt eine negative Nachricht, geht es weiter nach unten.
Der Boden ist also noch nicht erreicht, wir werden noch günstigere Kurse sehen”.
Diese Einschätzung am 25.03.2020 war falsch … der Boden im Corona-Crash war erreicht!
Dies ist ein weiteres Argument für meine NK-Tabelle, mit welcher man nach und nach 5%weise in den Markt geht, statt zu versuchen, den Boden auszumachen und dann massiv einzusteigen.
Das Problem liegt darin, sollte man den Tiefpunkt verpassen, dass es dann oft ganz schnell nach oben geht und man die Korrektur/Crash nicht ausreichend nutzen konnte.
Dieser schnelle Anstieg nach dem Tiefpunkt erfolgte beim Corona-Crash im Aktienmarkt als auch im Kryptomarkt, auf den ich ein abgewandeltes System der NK-Tabelle in 2021 angewandt habe.
Da die Nachkauftabelle relativ viele Nachkäufe erfordert, wäre ein günstiger Broker sehr sinnvoll. Vielleicht können Ihnen meine Erfahrungen zu Aktienbrokern weiterhelfen. Erfahrungen mit verschiedenen Aktienbrokern übersichtlich mit Plus/Minus dargestellt.
Selbst Warren Buffett musste oft genug erleben, wie unglaublich schwer es ist, den S&P 500 als Benchmark zu schlagen.
Beim Blick in die Aktionärs-Briefe kann man ersehen, das Berkshire Hathaway genau diesen S&P500 als Vergleichsbenchmark heranzieht.
Als konkrete Produkte nutzt der Autor den "iShares Core S&P 500" von Blackrock und den "Vanguard S&P 500" aufgrund ihrer Größe. Beide sind auch extrem günstig mit einer jährlichen TER von 0,07 % erhältlich.
Ob hierbei in die ausschüttende oder thesaurierende Variante investiert wird, ist Geschmackssache. Buffett würde wohl in die thesaurierende Variante investieren. Dies wäre nach erfolgter Ausschöpfung des Sparerfreibetrags wohl auch steuerlich eigentlich die beste Lösung.
Oft ist ein Motivationsschub durch laufende Ausschüttungen aber gar nicht so schlecht, um im Endeffekt kontinuierlich mehr in einen ETF anzusparen. Immerhin handelt es sich hierbei um Konsumverzicht, welcher zumindest mir hierdurch leichter fällt.
Ich mache mit mir selbst quasi einen Deal: Die ausgeschütteten Dividenden darf ich für Urlaub, Essen gehen und sonstige Annehmlichkeiten verkonsumieren, was wiederum dazu führt, dass ich den Kapitalstock immer weiter und schneller ausbaue, als ich das sonst ohne diesen Motivationsschub tun würde. Damit erfüllt sich der Teil des Deals, den ich zu erbringen habe (fleißig ansparen und immer mehr in den ETF "stecken") somit von selbst.
Sollten Sie noch auf der Suche nach einem guten und günstigen Aktienbroker für ETFs und ETF-Sparpläne sein, vielleicht können Ihnen meine Erfahrungen auf meiner anderen Homepage weiterhelfen. Erfahrungen mit verschiedenen Aktienbrokern übersichtlich mit Plus/Minus dargestellt.
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