Heiko Thieme, von vielen als “Jules Verne der Börse” bezeichnet, ist ein ehemaliger Hedgefonds-Manager, der sich selbst als Value-Investor und noch mehr als Antizykliker sieht.
Besonders schätzt er es, wenn bekannte Bluechip-Unternehmen “unter die Räder” geraten. Dies erinnert mich sehr stark an Tim Schäfer und seine Strategie. Dessen antizyklischen Investmentprozess habe ich in diesem Blogbeitrag genauer beschrieben: Antizyklisch investieren á la Tim Schäfer
Antizyklisch in den Markt einsteigen, wie es Heiko Thieme macht:
Wenn Heiko Thieme einen gefallenen Bluechip ausgemacht hat, in den er investieren möchte, macht er dies immer in drei Stufen.
Er investiert zuerst nur ein Drittel des Betrages, den er eigentlich insgesamt in die Aktie investieren möchte.
Sollte die Aktie weiter um 15 bis 20% fallen, investiert er das zweite Drittel
Fällt die Aktie um weitere 15 bis 20% investiert er das dritte und letzte Drittel.
Die Investition in den Wert ist damit abgeschlossen.
Ich halte dieses Vorgehen für sehr clever, da selbst qualitativ hochwertige Blue Chips, die stark gefallen sind, scheinbar alles andere als angesagt sind. Folglich wird es häufiger passieren, dass diese weiter "nach unten durchgereicht" werden, als man sich das vielleicht beim ersten Investment vorstellen kann.
Mit dem Dritteleinstieg kalkuliert man genau dies schon mit ein. Gleichzeitig sollte nach der Investition des dritten Drittels auch nicht weiter nachgekauft werden. Schließlich kann es auch einmal passieren, dass ein ehemaliger "Superstar" sich dauerhaft nicht mehr erholt. (Als Beispiel hierfür sei der ehemalige Weltmarktführer Nokia genannt, bei dem ich persönlich viel zu häufig weiter verbilligt habe und immer neues Geld nachgeschoben habe).
Denkbare Szenarien bei Thieme’s Dritteleinstieg:
a) Der ehemalige “Superstar” erholt sich nicht mehr: Hier ist man froh, dass man nicht mehr als die besagten drei Drittel in diese Aktie investiert hat.
b) Die Aktie erholt sich nach dem 3 Nachkauf: optimal, da wir zweimal den Einstandskurs vergünstigen konnten.
c) Die Aktie erholt sich nach dem 2 Nachkauf: gut, da wir zumindest einmal den Einstandskurs vergünstigen konnten.
d) Die Aktie erholt sich bereits nach dem ersten Kauf: Wir sind nur mit einem Drittel der ursprünglich geplanten Summe investiert. Aber gleich nach unserer ersten Investition ging es ordentlich nach oben. Ich würde sagen, auch hier gibt es Schlimmeres.
Fazit: Gerade wenn man die möglichen Szenarien durchdenkt, wird deutlich, dass die im Laufe der Jahrzehnte von Heiko Thieme herausgearbeitete bestechend einfache Systematik absolut clever und nachahmenswert ist.
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