Börsenbulle, Leverage, ETF, ETFs

LevETFs - 2er Hebel mittels ETF

Auch wenn es sich fast albern anhört, handelt es sich bei den LevETFs um die noch konservativste Form des Hebelinvestments.

 

Lev ETFs, auch als Leveraged ETFs bekannt, sind ETFs (Exchange Traded Funds), die darauf ausgelegt sind, eine höhere Rendite zu erzielen, indem sie einen Hebel einsetzen. Sie werden häufig von Investoren genutzt, die eine höhere Volatilität und damit verbundene Risiken in Kauf nehmen, um möglicherweise höhere Gewinne zu erzielen. Allerdings ist es wichtig zu beachten, dass Lev ETFs auch mit erhöhten Risiken verbunden sind und nicht für alle Investoren geeignet sind. Sie sollten daher sorgfältig überlegen, ob Lev ETFs in Ihr Portfolio passen, und sicherstellen, dass Sie die Risiken verstehen, die damit verbunden sind.

 

Es gibt verschiedene Arten von LevETFs, die auf unterschiedliche Märkte oder Indizes abzielen, wie beispielsweise Aktienindizes, Rohstoffe oder Währungen. Sie sind in der Regel für kurzfristige Investitionen geeignet und eignen sich möglicherweise nicht für langfristige Anlagestrategien.

 

LevETFs als Dauerinvestment

Betrachtet man die letzten 10 Jahre, könnte man meinen, es wäre viel klüger statt in einen herkömmlichen ETF auf den MSCI World, S&P500, Nasdaq100 in einen entsprechend gehebelten LevETFs auf diese Indices zu setzen.

Performancebeispiele:

Man darf allerdings hierbei nicht vergessen, dass wir es mit einem extremen Bullenmarkt zu tun hatten, der ganz massiv durch das "billige Geld" der Notenbanken über einen extrem langen Zeitraum begünstigt war. Ich denke, dass sich das leider nicht so fortschreiben lässt, zumal wir es von Seiten der Notenbanken wieder mit einer Normalisierung der Märkte dergestalt zu tun haben, dass es wieder normale Zinsen gibt.

Meine Vermutung wird auch gestützt durch eine sehr interessante Untersuchung, die Gerd Kommer mit seinem Team durchgeführt hat.

Diese habe ich Euch unten bei Quellen verlinkt. Diese Untersuchung legt also nicht nur das ziemlich optimale Umfeld mit "billigem Geld" zugrunde, sondern einen deutlich längeren Zeithorizont:

Kommer und sein Team betrachten die Monatsrenditen des MSCI World Index von Januar 1970 bis August 2022 (52,7 Jahre) in DM bzw. Euro und unterstellten einen anfänglichen Fremdfinanzierungsgrad von 40% (also noch nicht einmal 50% wie bei einem LevETF).
Sie betrachteten 513 einzelne Fälle, dies waren alle vollständigen Zehnjahreszeiträume, jeweils beginnend am Monatsersten zwischen dem 01.01.1970 und dem 01.09.2012. Der letzte vollständige 10-Jahreszeitraum lief also von 01.09.2012 bis 31.08.2022.
Hierzu schreibt Kommer:
"Über diese 513 Fälle hinweg kam es in 44% aller Fälle (aller Zehnjahreszeiträume) zu einem Margin Call. Wenn es einen solchen gab, dauerte es durchschnittlich nur 24,3 Monate, bis er eintrat.
In lediglich 49% der Fälle gab es keinen Margin Call und die EK-Rendite war höher als ohne Leverage.

Würden wir Kosten und Steuern berücksichtigen, wären die Resultate geringfügig schlechter. Ein weniger breit diversifiziertes Investment mit höherer Volatilität als der MSCI World hätte einen stark negativen Ergebniseinfluss.

Unserer Intuition nach sind das Zahlen, die insgesamt wenig für Leveraging sprechen".

 

Meine Schlussfolgerung hieraus: Gehebelten Buy-and-Hold-Investments (z. B. mit LevETFs mit 2er Hebel) können wir dadurch eine Absage erteilen. Dies wird dauerhaft leider nicht funktionieren. 

Wenn wir also überhaupt hebeln möchten, müssen wir uns wohl einer Timingstrategie, die uns Ein- und Ausstiegsignale liefert, bedienen. 

 

LevETFs Ein- und Ausstiege mittels Strategie 

200-Tage-Linie [Studie zitieren]

bzw.

40-Wochen-Linie [systematisch investieren]

Die über die täglichen Schlusskurse ermittelte 200-Tage-Linie wird zu einer 40-Wochen-Linie, wenn man sie auf Basis der Freitags-Schlusskurse errechnet (200 Börsentage dividiert durch fünf ergibt 40 Wochen).

Diese 40-Wochen-Linie macht aus meiner Sicht Sinn, da auf diese Weise Fehlsignale vermieden werden, die gerade dann massiv bei Betrachtung der 200-Tage-Linie auftreten, wenn der Kurs um die 200-Tage-Linie "herumtänzelt" und so häufig hintereinander Kauf- und Verkaufssignale liefert.

 

Schaupp & die amerikanische Wette gehebelt mit LevETFs - Strategie 

Diese Anlagestrategie baut gedanklich vollinhaltlich auf meiner sog. amerikanischen Wette auf. (Lest dazu unbedingt den Blogartikel Die amerikanische Wette zum besseren Verständnis).

Damit ist das Anlageuniversum schon einmal klar:

Wir investieren wie bei meiner "amerikanischen Wette" je zur Hälfte in S&P500 und Nasdaq100, also:

1/2 S&P 500

1/2 Nasdaq100

Allerdings bedienen wir uns zum Hebeln der beiden Indices bei der gehebelten Variante 2 sog. LevETFs.

Ich verwende hier beispielsweise:

Xtrackers S&P 500 2x Lev.Daily S.UE 1C
WKN: DBX0B5
ISIN: LU0411078552
Emittent: DWS Investment S.A.

und

Lyxor Nasdaq-100 Daily(2x)Lev.UE A.
WKN: A0LC12
ISIN: FR0010342592
Emittent: Amundi Asset Management S.A.

 

Eine gute Alternative zum obigen S&P500-LevETF stellt nachfolgender LevETF auf den MSCI USA dar:

Amundi Leveraged MSCI USA Daily UCITS ETF

WKN: A0X8ZS

ISIN: FR0010755611

Emittent: Amundi Asset Management S.A.

 

Warum ich keine Knockout-Zertifikate verwende, sondern lieber LevETFs wird deutlich, wenn man sich meine bisherigen Erfahrungen mit den K.O.s=Knockout-Zertifikate betrachtet. (Lest bei Interesse gerne meine Ausführungen unter: K. O. Knockoutzertifikate).

 

Bei LevETFs Timing-Strategie unerlässlich

Während ich mich beim Kauf der "normalen" ETFs (ungehebelt) auf den S&P500 und Nasdaq100 keiner Timingstrategie zum Ein- und Ausstieg bediene, ist das bei gehebelten Instrumenten wie LevETFs unerlässlich. 

Wir müssen hier unbedingt irgendwie den Einstieg in den Markt und auch den Ausstieg festlegen. Ich möchte hier eine möglichst einfache Variante verwenden.

Interessant in diesem Zusammenhang ist die Studie  ...  200-Tage-Linie [Studie zitieren]

Diese zeigt eindeutig den Mehrwert von guten Ein- und Ausstiegen mit Hebelinstrumenten.

Sehr anschaulich lässt sich der Einsatz der 200-Tage-Linie im Zusammenspiel mit LevETFs auch in dem nachfolgend verlinkten Video von Traderfox nachvollziehen:

https://youtu.be/5vdx6qgaxBg

 

(LevETFs sehen bei Dauerinvestments nur richtig gut aus, wenn der Markt über viele, viele Jahre ohne massive Rückschläge steigt und steigt. Ein solches Szenario hatten wir zwar bis Ende 2021. Da dies auch der außergewöhnlichen, niedrigen Zinssituation geschuldet war und wir uns in einer Normalisierung diesbezüglich befinden, gehe ich davon aus, dass sich eine solche massive, relativ konstante dauerhafte Aufwärtsbewegung nicht ohne weiteres wiederholen wird. Insoweit wäre ich mit Dauerinvestments in Hebelinstrumente sehr vorsichtig).

Nachdem wir wissen, dass die Ein- und Ausstiege mit der 200-Tage-Linie ganz passabel funktioniert haben, würde ich mich daran orientieren.

Ich sehe eine weitere Verbesserung dieser Variante darin, statt 200 Tagen 40 Wochen (mit 40 Wochen Freitags-Schlusskursen) zu verwenden, da sich die Anzahl der Fehlsignale, gerade wenn der Kurs um die 200-Tage-Linie herumtänzelt, deutlich reduzieren lässt.

Hier wurde ich auf  https://www.systematisch-investieren.de/200-tage-strategie-sp/  fündig. Eine tolle Website, die ich Euch auch sonst "ans Herz legen" kann.

Diese 40-Wochen-Linie mit 2%-Sicherheitsabstand würde ich für die Ein- und Ausstiege in die LevETFs verwenden.

Danach wurde übrigens ein

Ausstiegssignal am 20.02.2022 und ein

Einstiegssignal am 31.01.2023 erzeugt.

Dies hätte sich bei meinem Musterdepot LevETF auf S&P 500 und Nasdaq100 wie folgt ausgewirkt: 

Aufgelegt habe ich das Musterdepot am 30.11.2020

Unter Berücksichtigung des Ausstiegssignals am 20.02.2022 hätte es wie folgt ausgesehen: 

S&P 500 LevETF: bei ca. 129€ wäre man ausgestiegen am 20.02.22 nach 40Wo.Strategie aufS&P500systematischinvestieren mit 50% Gewinn statt jetzt 27% Gewinn am 25.1.23

Nasdaq100 LevETF: bei ca. 669€ wäre man ausgestiegen am 20.02.22 nach "40Wo.Strategie aufS&P500systematischinvestieren" mit 29% Gewinn statt jetzt 13% Verlust am 25.1.23.

 

Eine weitere Möglichkeit wäre die sog. "Drei-Daumen-Regel" des Portfolio-Managers André Stagge anzuwenden:

S&P 500 LevETF: bei ca. 159 € wäre man z. B. am 10.1.22 nach der 3DR von Stagge ausgestiegen (2 Daumen wären nach unten gegangen beim S&P500)

1) 5 erste Handelstage negativ

2) Kurs unter YTD (YTD=Vorjahresschlusskurs, also Schlusskurs vom 30.12. des Vorjahres)

3) 3ter Daumen nach unten am 21.1.22 bei S&P500 (Um wirklich sicher zu gehen, würde ich für den Ausstieg das nach unten gehen des dritten Daumens abwarten; es gab nämlich schon das ein oder andere Jahr, wo wir nach zwei Daumen nach unten ausgestiegen wären und sich aufs Jahr betrachtet die Hebelprodukte trotzdem gut entwickelt hätten. Um dies zu verhindern, würde ich ein eindeutiges Votum mit drei Daumen nach unten abwarten. Hiermit hätte man heftige Abstürze, welche ja bei Hebelprodukten im Totalverlust enden können, verhindern können. Und genau darum soll es uns ja bei diesem System gehen.)

 

Nasdaq100 LevETF: bei ca. 932 € wäre man z. B. am 10.1.22 nach der "3DR von Stagge" ausgestiegen (2 Daumen wären nach unten gegangen beim Nasdaq)

1) 5 erste Handelstage negativ

2) Kurs unter YTD (YTD=Vorjahresschlusskurs, also Schlusskurs vom 30.12. des Vorjahres)

3) 3ter Daumen nach unten am 18.1.22 bei Nasdaq100 (3ter Daumen nach unten sollte vorliegen - siehe oben)

 

[Glück für 3DR war 2022, dass es ziemlich genau ab Anfang des Jahres 2022 bergab ging. Aber trotzdem ... man könnte es ja so machen, dass je nachdem, was vorher kommt "40 WoSignal von systematisch investieren" oder "3DR von Stagge" mit 3 Daumen nach unten den AUSSTIEG aus dem Markt bedeutet, was die Hebelprodukte anbetrifft!]

Bei ungehebelten Produkten werde ich als Buy-and-Hold-forever-Anleger aufgrund eines der Signale nicht aus dem Markt aussteigen. Gleichwohl würde mir eines der Signale sagen: Jetzt lieber Cash aufbauen und nicht weiter in Aktien oder ETFs investieren, da es am Markt wahrscheinlich ordentlich nach unten geht und sich dann im Lauf des Jahres viel bessere Einstiegskurse für Aktien & ETFs ergeben.

 

Quellen:

https://gerd-kommer.de/leverage-effekt/

 

 

Manch einer wird sich jetzt fragen:

Warum sich nur mit 2er Hebel begnügen ? ... es gibt doch auch LevETFs mit Hebel 3!

Ab einem Hebel von 3 wäre ein Totalverlust sowohl im DAX als auch im S&P500 während der Finanzkrise sowie während des Coronacrashs eingetreten!!!!

 

Auch im Jahr 2022 stürzte der LevETF mit Hebel 3 mit fast -80% empfindlicher ab, als der LevETF mit Hebel 2 mit "nur" ca. -60%. Das könnt ihr hier  unter maximaler Drawdown nachvollziehen:

https://extraetf.com/de/etf-comparison?products=FR0010342592-etf,IE00BLRPRL42-etf

 

Quelle:

https://www.etfs.de/welche-vor-und-nachteile-bringen-gehebelte-etfs-mit/ 

 

Und noch etwas ... bei den zweifach gehebelten Varianten findet man tatsächlich wirkliche ETFs, welche ein Sondervermögen darstellen. Bei den dreifach gehebelten Varianten handelt es sich üblicherweise um ETNs bzw. ETPs, welche dann doch wieder ein Emittentenrisiko aufweisen. Das sollte man auch wissen.