Market Timing Falle: Warum das Warten auf die Korrektur scheitert

Was mir zur Zeit sehr stark auffällt … Viele Börsianer halten die Märkte für überbewertet. Sie haben Angst, erwarten derzeit eine Korrektur oder gar einen Crash. Folglich haben sie bereits Bestände verkauft, wollen die Korrektur abwarten und dann günstig wieder einsteigen.

 

In der Theorie ist dies nachvollziehbar, allerdings gebe ich folgendes zu bedenken:

 

Damit die Strategie aufgeht, muss man zwei Mal richtig liegen:

 

Zwei-Treffer-Problem

Um vom Warten auf eine Korrektur zu profitieren, müsste man zwei perfekte Zeitpunkte treffen: 

1) den Zeitpunkt des Ausstiegs vor der Korrektur 

und 

2) den Zeitpunkt des Wiedereinstiegs am Tiefpunkt danach. 

Die Wahrscheinlichkeit, beides zu schaffen, ist verschwindend gering.

 

Und etwas extrem Ungünstiges hat man in diese Strategie automatisch noch mit eingebaut: 

 

Die Gefahr, die besten Tage zu verpassen

Eine starke Erholung erfolgt gerade oft nach Einbrüchen: Ein signifikanter Teil der langfristigen Rendite an den Aktienmärkten wird oft an nur wenigen, sehr starken Handelstagen erzielt. Diese Tage folgen häufig unerwartet und sehr schnell auf die größten Rückgänge (Korrekturen oder Crashs).

 

Und diese maßgebliche Rendite geht einem natürlich verloren, wenn man es nicht schafft, wieder rechtzeitig im Markt zu sein. 

(Bei längeren Korrekturphasen kann einem das vielleicht gelingen, bei sogenannten V-Erholungen, wie wir sie seit Corona öfter hatten, ist es nahezu unmöglich, wieder rechtzeitig im Markt zu sein.)

 

Zusammenfassend ist das Market Timing – der Versuch, den Markt zu überlisten – die Hauptursache für das vergebliche Warten. 

Langfristig ist es fast immer besser, eine solide Anlagestrategie mit hochqualitativen Investments zu verfolgen und kontinuierlich investiert zu bleiben, anstatt auf den perfekten Einstiegszeitpunkt zu spekulieren.

 

Was ich stattdessen mache ... meine Cash-Puffer-Strategie

Wenn mir der Markt einmal zu teuer erscheint, verkaufe ich trotzdem nichts von meinen Positionen. Ich reduziere aber meine laufenden Zuflüsse (Sparpläne, Einzelkäufe) massiv, teilweise bis auf Null, um so Cash für eine von mir erwartete Korrektur aufzubauen. 

 

Sollte ich hiermit falsch liegen, ist es nicht so dramatisch, da ich nur nicht weiter frisches Geld zugeführt habe. Der größte bereits investierte Block wurde nicht angefasst und hat weiter massiv vom Kursanstieg profitiert.

 

Sollte es wie erwartet zu einer Korrektur kommen, habe ich zumindest über einen gewissen Zeitraum ein nettes Cash-Polster angesammelt, mit dem ich günstig einkaufen kann.

 

Das mag kein perfekter Plan sein, da vielleicht oft ein bisschen weniger Cash für den Nachkauf aufgebaut wurde, als man es gerne hätte. 

Auf der anderen Seite tritt der andere Fall, dass man falsch lag und es doch keine Korrektur gibt, häufiger als man denkt ein. Und dann nimmt mein ganzes bestehendes Aktien- und ETF-Depot an der positiven Wertentwicklung teil, da ich ja weiterhin voll investiert bin.

 

Noch ein anderer Blickwinkel:

Der Gag bei obigem Vorgehen ist -wie so oft bei mir- nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch psychologischer Natur.

Es tritt eine gewisse psychologische Entlastung ein: Man handelt aktiv (Cash aufbauen), was das Gefühl der Kontrolle gibt und der Angst vor einer Überbewertung entgegenwirkt, ohne das Kern-Investment zu schädigen.

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