Wie wähle ich nun Aktien aus ?
Ich habe mich entschieden, zwei Varianten vorzustellen: Diese Variante ist die einfachere und vor allem für Anfänger geeignet, die beginnen wollen, mit Einzelaktien ein Depot aufzubauen. (Eine weitere Variante, die ich demnächst vorstellen werde, ist eher für Fortgeschrittene interessant).
Einfache Variante - Aktien für Anfänger
Wir beschränken uns auf sogenannte Blue Chips, das sind Aktien, die in den großen Indizes wie MSCI World, Euro Stoxx 50, Dax, Dow Jones, Nasdaq 100, S&P 500 usw. enthalten sind.
Innerhalb dieser Bluechips beschränken wir uns auf die Marktführer. Viele denken, dass es lukrativer sei z .B. auf die Nummer zwei oder drei der Branche zu setzen, da hier ein größeres Aufholpotenzial gegeben sei. Dies ist in den meisten Fällen falsch.
Marktführer sind deswegen die Nummer eins ihrer Branche, weil sie sich durchgesetzt haben; üblicherweise ist es sehr schwer als Mitbewerber an die Nummer 1 heranzureichen oder diese gar “vom Thron” zu stürzen. Die Wettbewerbsvorteile der Marktführer sind normalerweise zu stark. Deswegen setzen wir im Zweifel immer auf den Marktführer, die Nr. 1 der Branche. Ich bin mit diesem Teil meiner Strategie die letzten 20 Jahre an der Börse sehr gut gefahren.
Allerdings sollten wir hierbei gewisse Branchen ausklammern, da diese zu zyklisch sind und deswegen für uns als Buy-and-Hold-Langfristanleger nicht wirklich geeignet sind. Hierzu gehören zum Beispiel Fahrzeugbau, Maschinenbau, Rohstoff- bzw. Bergbauunternehmen.
Nehmen wir hier das Beispiel der Daimler-Aktie. Mercedes-Benz baut nach meinem Dafürhalten mittlerweile schon seit einigen Jahren sehr schöne Fahrzeuge in einer hohen Qualität, also kurzum, die Produkte überzeugen mich. Problematisch ist, dass Daimler als Fahrzeugbauer sich in einer zyklischen Branche bewegt. Investitionen, wie ein Autoneukauf können und werden aufgeschoben, wenn das wirtschaftliche Umfeld nicht so berauschend ist oder potentielle Käufer sich in einer wirtschaftlich unsicheren Situation befinden.
Bei einem Pharmaunternehmen, einem Medizintechniker oder einem Lebensmittelhersteller wäre das kein Problem, weil deren Produkte auch dann konsumiert werden, wenn das wirtschaftliche Umfeld unsicher oder schlecht ist.
Zurück zu Daimler: Es ist etlichen Langfristanlegern, die Buy and Hold praktiziert haben, so gegangen, dass sie zwar im Lauf vieler Jahre jährlich ihre Dividenden einstreichen konnten, aber nahezu keine Kursgewinne erzielen konnten, wenn sie das falsche Zeitfenster gewählt hatten. Aus diesem Grund schließen wir von vorneherein die zyklischen Branchen aus.
Warum setzen wir auf langweilige Blue Chips und nicht auf spannende Pennystocks, heiße Nebenwerte usw.?
Es ist für viele sehr verlockend, auf Turnaround-Stories und sogenannte Pennystocks zu setzen, weil sie riesige Chancen sehen und es psychologisch toll finden, wenn sie so viele (von der Anzahl her) Aktien kaufen können. Gerade hier gibt es jedoch eigentlich immer fundamentale Gründe für den extrem niedrigen Kurs. Entweder sind die Geschäftszahlen schon länger schlecht oder das Geschäftsmodell an sich ist nicht oder nicht mehr zukunftsfähig. Deswegen mein dringender Rat … bitte Finger weg! Sie würden sich diese in den meisten Fällen verbrennen.
Wir wollen Qualität und möglichst tragfähige Geschäftsmodelle. Das ist gerade für uns als Buy and Hold Anleger entscheidend, da es für uns maßgeblich ist, dass es die ausgewählten Aktien in 10, 20 oder 30 Jahren noch gibt. Selbst bei den Blue Chips wird es so sein, dass es den ein oder anderen Wert nicht mehr geben wird (ein Beispiel hierfür wäre Kodak, seinerzeit ein klassischer Bluechip, der die Trendwende und die Veränderung im Bereich Fotografie “verschlafen” hat. Oder denken Sie an Nokia, die den Trend hin zum Smartphone nicht wahrhaben wollten und schließlich verpassten). Das wird dem ein oder anderen Unternehmen bei uns im Depot eventuell auch passieren, umso wichtiger ist es, eine vernünftige Anzahl an Unternehmen im Depot zu haben und eine solide Länder- und Branchenmischung vorzunehmen. (Hierzu gibt es im Buch natürlich ein extra Kapitel).
Aber nun wollen wir konkret werden. Wie ermittle ich Aktien, die ins Depot aufgenommen werden dürfen.
Ich habe das am Anfang praktisch so gemacht, dass ich mir auf einer Seite eine Übersicht mit Weltmarktführern erstellt habe, die in einem Ausschnitt ungefähr so aussah:
KONSUM:
Softdrinks
1 Coca Cola
2 Pepsi
Nahrungsmittel
1 Nestle (CH)
Fastfood-Restaurants
1 McDonalds
2 Starbucks
Bier
1 ABInBev (Belgien)
2 Heineken (NL)
Spiritousen
1 Diageo (GB)
2 Pernod Ricard (F)
Luxusgüter
1 LVMH (F)
2 Richemont (CH)
Markenartikel
1 Procter & Gamble
2 Unilever (NL)
Zahnpasta
1 Colgate Palmolive
Haushaltsreiniger
1 Reckitt-Benckiser (GB)
Kosmetik
1 L'oréal (F)
Einzelhandel/Onlinehandel
1 Amazon
2 Wal Mart
Baumarkt
1 Home Depot
FINANZEN:
Rückversicherungen
1 Munich Re (D)
2 Swiss Re (CH)
Banken
1 Wells Fargo
2 HSBC (GB)
Vermögensverwalter
1 BlackRock
Kreditkarten
1 VISA
2 Mastercard
GESUNDHEIT:
Medizintechnik
1 Medtronic
Pharma
1 Pfizer
1 Johnson & Johnson
Biotechnologie
1 Amgen
TECHNOLOGIE:
Smartphones
1 Apple
2 Samsung
Suchmaschine
1 Alphabet (ehemals Google)
Soziales Netzwerk
1 Meta (ehemals Facebook)
Medienkonzern
1 Disney
Streaminganbieter
1 Netflix
Versteigerungsplattform
1 ebay
Software
1 Microsoft
Chips
1 Nvidia
2 Taiwan Semiconductor
Ich habe obiges auf die Schnelle aus dem Gedächtnis heruntergeschrieben, um Ihnen eine Idee von dem Anlageuniversum zu geben.
Ich würde Ihnen insbesondere als Anfänger unbedingt ans Herz legen, selbst nochmal die Marktführer zu recherchieren und evtl. noch weitere Branchen hinzuzufügen.
Aber denken Sie daran: Zyklische Branchen wie Fahrzeug- und Maschinenbau sparen wir hierbei aus, da diese für uns als Langfrist-Investoren nicht geeignet sind. Ebenso verhält es sich mit Fluggesellschaften, der Baubranche und Bergbauunternehmen (=Rohstoffbranche).
Ich halte es für sehr wichtig, dass Sie sich selbst Ihre Übersicht erarbeiten und sich so mit den einzelnen Branchen und wer in diesen führend ist, auseinandersetzen. Diese Marktkenntnis werden Sie noch in späteren Jahren auch als erfahrener Investor gut gebrauchen können.
Eine gute Möglichkeit sich einen Überblick zu verschaffen und mit den Recherchen zu starten ist mit finviz.
Sie wollen sich beispielsweise über Restaurant-Aktien und deren Marktposition einen Überblick verschaffen. Dann wählen sie bei Sektor "Consumer Cyclical" und bei industry "Restaurants" aus:
https://finviz.com/screener.ashx?v=111&f=ind_restaurants,sec_consumercyclical&o=-marketcap
Und schon sehen Sie, dass nach Marktkapitalisierung McDonald's die Nummer 1, Starbucks die Nummer 2, Chipotle Mexican Grill die Nummer 3, YUM Brands die Nr. 4 ist und so weiter.
Gute Datenquellen für Aktien-Anfänger:
+ Wer sich intensiver mit einzelnen Aktien auseinandersetzen will, ist bei börse aktuell, Stuttgarter Börsenbrief (früherer Stuttgarter Aktienclub) unter https://www.boerse-aktuell.de/ gut aufgehoben. Hier werden sehr viele Marktführer regelmäßig besprochen, gerade für einen Anfänger nicht die schlechteste Lektüre. Leider ist das Angebot dort, bis auf den kostenlosen Newsletter kostenpflichtig, allerdings halte ich das Aktien-Universum gerade für Anfänger für sehr gut. Auch die Inhalte werden so aufbereitet, dass ein Anfänger sich gut in die Thematik einfinden kann und motiviert ans Werk geht.
+ Eine gute kostenlose Datenquelle mit dem Schwerpunkt Dividenden-Aristokraten und Dividenden Champions ist www.mydividends.de
Hier empfehle ich insbesondere den Bereich “Statistiken”, der Dividenden Champions aus Europa und USA aufzählt und Unternehmen bereit hält, die seit unglaublichen 100 Jahren ihre Dividenden erhöhen. Zusätzlich sind auch noch die Top-Positionen von Warren Buffett angegeben mit dem prozentualen Anteil, den diese in seinem Depot ausmachen.
Sollten Sie noch auf der Suche nach dem richtigen Aktienbroker oder einem weiteren Depot sein, vielleicht können Ihnen meine Erfahrungen weiterhelfen. Erfahrungen mit verschiedenen Aktienbrokern übersichtlich mit Plus/Minus dargestellt.
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