Aktien-Qualität statt Schrott kaufen: “Schaupp Modern Quality Screen”

Qualitäts-Screening zur Ermittlung von Qualitätsaktien

 

Liebe Community,

viele von euch fragen mich immer wieder: "Wie findest du eigentlich diese stabilen Aktien, die Jahr für Jahr steigen?"

Die Antwort ist kein Geheimnis, sondern ein systematischer Screening-Prozess, mein “Schaupp Modern Quality Screen”:

 

https://finviz.com/screener.ashx?v=151&f=fa_curratio_o1,fa_eps5years_o5,fa_estltgrowth_o5,fa_netmargin_o10,fa_roe_o15,fa_roi_o15,fa_sales5years_o5&ft=2&o=-marketcap

 

 

Anstatt auf den nächsten Hype zu wetten, habe ich ein System entwickelt, das versucht, die absolute Elite der Weltwirtschaft herauszufiltern. Es basiert auf der Philosophie des Quality-Growth-Investing. Hier erfahrt ihr im Detail, welche Kriterien ich ansetze, wie diese mathematisch zusammenhängen und was sie uns über die Zukunft eines Unternehmens verraten.

 

Die 3 Säulen meines Qualitäts-Systems:

 

1. Die Rentabilitäts-Maschine: ROIC & ROE > 15 %

Das ist der ultimative Test für das Geschäftsmodell.

 * Der tiefere Einblick: Der Return on Invested Capital (ROIC) misst, wie viel Gewinn ein Unternehmen aus jedem Euro generiert, den es in sich selbst investiert (egal ob Eigen- oder Fremdkapital).

 * Der Burggraben-Beweis: In einer freien Marktwirtschaft ziehen hohe Gewinne normalerweise Konkurrenz an, die die Margen drückt. Wenn eine Firma aber über 5 Jahre hinweg einen ROIC von über 15 % hält, ist das der mathematische Beweis für einen Moat (Burggraben).

 * Die Schlussfolgerung: Das Unternehmen besitzt etwas Einzigartiges – eine Marke, ein Patent oder einen Netzwerkeffekt –, das Wettbewerber nicht einfach kopieren können. Ein hoher ROIC ist der Treibstoff für den Zinseszinseffekt deines Investments.

 

>Säule 1 Kurz-Check: Die Rentabilitäts-Maschine

Hoher ROIC = Das Management kann mit Geld umgehen. 

Hoher ROE = Die Aktionäre werden reich.

 

2. Der Cash-Schutzwall: Net Margin > 10 % & Current Ratio > 1

Hier prüfen wir die operative Stärke und die finanzielle Überlebensfähigkeit.

 * Preismacht (Net Margin): Die Nettomarge zeigt uns, was nach Abzug ALLER Kosten übrig bleibt. Wer eine Marge von über 10 % (oft sogar 20 %+) hat, bestimmt den Preis am Markt. Diese Firmen können steigende Rohstoffpreise oder Löhne einfach an ihre Kunden weitergeben, ohne dass der Gewinn einbricht.

 * Liquidität (Current Ratio): Diese Kennzahl setzt das kurzfristige Vermögen ins Verhältnis zu den kurzfristigen Schulden. Eine Ratio > 1 bedeutet, dass das Unternehmen niemals in eine "Zahlungsunfähigkeit" rutscht, nur weil eine Rechnung fällig wird.

 * Die Schlussfolgerung: Diese Kombination filtert "fragile" Unternehmen heraus. Wir suchen Firmen, die so viel Cash generieren, dass sie Krisen nicht nur überstehen, sondern Konkurrenten in Schwächephasen einfach aufkaufen können.

 

>Säule 2 Kurz-Check: Der Cash-Schutzwall

Hohe Net Margin: Die Firma bestimmt die Preise.

Current Ratio > 1: Die Kasse ist immer voll.

 

 

3. Der Wachstums-Motor: EPS & Sales Growth > 5 %

Qualität ohne Wachstum ist ein schönes Auto ohne Motor.

 * Historie trifft Prognose: Wir fordern ein Gewinnwachstum (EPS) von mindestens 5 % pro Jahr – und zwar rückblickend auf die letzten 5 Jahre UND vorausschauend für die nächsten 5 Jahre.

 * Die organische Komponente (Sales): Steigende Gewinne können durch Aktienrückkäufe "frisiert" werden. Selbst wenn der Gewinn gleich bleibt im Vergleich zum Vorjahr, wenn sich der Gesamtgewinn auf dann weniger Aktien durch Aktienrückkäufe verteilt, steigt der Gewinn pro Aktie.

Deshalb ist der Filter für das Umsatzwachstum (Sales Growth > 5 %) so wichtig. Er beweist, dass die Kunden das Produkt wirklich wollen und der Marktanteil stabil ist oder wächst.

 * Die Schlussfolgerung: Wir investieren in skalierbare Modelle. Wenn ein Unternehmen bei gleichbleibend hohem ROIC wächst, entstehen enorme Werte für uns Aktionäre.

 

>Säule 3 Kurz-Check: Der Wachstums-Motor

Umsatz-Wachstum: Die Kunden lieben das Produkt.

Gewinn-Wachstum: Der innere Wert der Aktie steigt stetig.

 

 

Warum diese Kriterien nur im Paket funktionieren

Ein hoher ROIC ohne Wachstum bringt dir keine Rendite, weil das Kapital nicht "arbeiten" kann. Hohes Wachstum ohne hohe Margen führt oft zur Vernichtung von Kapital (siehe viele Tech-Startups).

Erst das Zusammenspiel macht den "Compounder":

 * Sicherheit: Die Current Ratio und die Net Margin schützen dein Kapital nach unten.

 * Performance: ROIC und Wachstum treiben den Aktienkurs nach oben.

 * Objektivität: Mein Screen wirft emotionale Fehlentscheidungen über Bord. Wir kaufen keine "Stories", wir kaufen bewiesene Ertragskraft.

 

 

Ein Wort zur Bewertung (Der finale Check)

Selbst die beste Aktie der Welt kann ein schlechtes Investment sein, wenn man zu viel bezahlt. Nachdem mein Screen die Elite-Liste ausgespuckt hat, wende ich die PEG-Regel an. Bis zu einem PEG-Ratio von 2,5 bin ich bereit, für diese absolute Spitzenqualität zu bezahlen. 

Vergleiche hierzu meine Artikel zu PEG und PEGY

 

Fazit: Mit diesem systematischen Ansatz baust du dir ein Depot aus den stärksten Burggraben-Unternehmen der Welt auf. Es ist der Weg weg vom Zocken, hin zum echten Unternehmertum an der Börse.

 

 

 

Der Experten-Check: Eure Fragen (FAQ)

Da mein Screen einige klassische Kennzahlen bewusst anders nutzt, hier die Antworten auf die wichtigsten Fragen aus der Community:

 

❓ Warum nutzt du nicht "Debt/Equity" (Verschuldungsgrad)?

Das ist die am häufigsten gestellte Frage! Früher war Debt/Equity < 1 ein Standard. Aber in der modernen Wirtschaft ist diese Kennzahl oft irreführend:

Die "Apple-Falle": Top-Unternehmen wie Apple oder McDonald’s kaufen massiv eigene Aktien zurück. Das reduziert ihr bilanzielles Eigenkapital (Equity) massiv, manchmal sogar bis ins Negative. Die Debt/Equity-Ratio sieht dann katastrophal aus, obwohl das Unternehmen im Cashflow schwimmt.

Asset-Light: Moderne Software-Firmen brauchen kaum Fabriken (Eigenkapital). Wir wollen diese Qualitäts-Perlen nicht aussortieren, nur weil ihre Bilanz keine schweren Maschinen enthält.

Lösung: Statt Debt/Equity nutze ich die Current Ratio und die Net Margin. Sie zeigen uns viel präziser, ob eine Firma ihre Schulden bedienen kann, anstatt nur zu fragen, wie hoch sie auf dem Papier sind.

 

❓ Warum ist das PEG-Ratio auf 2,5 begrenzt?

Qualität hat ihren Preis, aber wir sind keine Charity-Organisation für überbewertete Aktien. Ein PEG von 1 gilt als fair bewertet. Dass wir bis 2,5 gehen, ist der "Qualitäts-Aufschlag". Wir zahlen mehr für die Sicherheit, dass die Gewinne auch wirklich wie versprochen sprudeln. Alles über 2,5 ist jedoch oft pure Euphorie – da ist das Risiko eines Rücksetzers zu groß.

 

❓ Kann ich den Screen für alle Branchen nutzen?

Fast alle! Bei Banken und Versicherungen (Financials) muss man etwas vorsichtiger sein, da deren Bilanzierung ganz anders funktioniert (Schulden sind dort "Rohmaterial"). Für Technologie, Healthcare, Konsumgüter und Industrie ist dieser Screen jedoch eine absolute Allzweckwaffe.

 

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